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Wahlprogramm
für die Landtagswahl 2006 in
Sachsen-Anhalt
In Sachsen-Anhalt leben und Zukunft gestalten
– modern und sozial gerecht
(Beschluss der 3. Tagung des 9. Landesparteitages am 12. November
2005)
Sachsen-Anhalt befindet sich seit Jahren in einer schwierigen
Situation. Ungeachtet ständiger Beteuerungen von CDU und
FDP, dass es mit dem Land nun endlich aufwärts ginge:
Auch unter der CDU-geführten Landesregierung „wetteifert“ das
Land mit anderen bei den Arbeitslosenzahlen um den letzten
Platz in der Liste aller Bundesländer. Vom angeblichen
Aufwärtstrend kommt bei den Bürgerinnen und Bürgern
wenig an. Die Ansiedelung neuer Unternehmen geht schleppend
voran, Arbeitsplätze werden in der Summe weiter abgebaut.
Die Aussichten scheinen düster, auch wenn sich die Regierenden
im Schönreden üben. Viele, vor allem junge und hochqualifizierte,
Menschen suchen darum ihre Lebensperspektive außerhalb
des Landes Sachsen-Anhalt.
Ist diese Entwicklung zwangsläufig?
CDU und FDP binden ihre Politik an das Prinzip Hoffnung. Sie
hoffen, dass es möglich ist die wirtschaftliche Aufholjagd
dadurch zu gewinnen, dass soziale Standards weiter abgebaut
werden, dass das Prinzip „Jeder ist sich selbst der Nächste“ Menschen
aktivieren könnte und dass Jobs im Niedriglohnbereich
und mit geringerer rechtlicher Sicherung für Menschen
ohne Arbeit einen Anreiz darstellen könnten.
Der Aufbau Ost als Nachbau West ist gescheitert. Der Versuch,
den Aufholprozess durch Lohndumping und Sozialabbau doch noch
gewinnen zu können, entbehrt jeder Grundlage.
Die SPD dagegen übt sich in Ernüchterung und stellt
seit Monaten die Lage des Landes als aussichtslos dar. Ihr Konzept
heißt sich mit dem zu begnügen, was da ist, und sich
darauf einzustellen, dass sich die finanzielle Lage des Landes
auch im nächsten Jahrzehnt nicht verbessern wird. Sie wollen
das Elend nur besser verwalten als die CDU und dabei ein bisschen
weniger unsozial sein.
Beide Lager haben im Bundesrat dafür gesorgt, dass Hartz
IV in Kraft treten konnte. Mehr Arbeitsplätze hat auch das
nicht gebracht und so ist die gebetsmühlenartige Wiederholung
der These, dass es sich bei den Arbeitsmarkt-, Gesundheits- und
Rentenreformen um Akte sozialer Gerechtigkeit handele, blanke
Schönrederei oder auch das Pfeifen im Walde, in dem man
sich selbst nicht mehr auskennt.
Die Linkspartei.PDS hat sich die Frage gestellt,
ob diesen im Grunde pessimistischen oder auch den zweckoptimistischen
Ansichten
der anderen etwas entgegengesetzt werden kann, etwas, das Sachsen-Anhalt
mehr als 15 Jahre nach der deutschen Einheit endlich einen Weg
zu einem dauerhaften wirtschaftlichen Aufschwung eröffnet
und das sozialen Ausgleich nicht zur Disposition stellt sondern
vielmehr befördert.
Wir haben die Stärken und die Schwächen dieses Landes
gewogen und befunden:
Es ist möglich.
Es ist möglich den scheinbar zwingenden Teufelskreis zu
durchbrechen, wenn Politik und Unternehmen, wenn Gewerkschaften,
Universitäten und Forschungs-einrichtungen, wenn Umwelt-
und Sozialverbände sich zusammentun und die Möglichkeiten
dieses Landes in Wissenschaft und Wirtschaft, in Kultur und Tourismus,
in Stadt und Land entwickeln.
Es ist möglich, wenn die Menschen ihre Dinge vor Ort in
die eigenen Hände nehmen und mittun können.
Es ist möglich, wenn gesetzliche Regelungen und politisches
Handeln sowie die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel
darauf konzentriert werden die Potenziale dieses Landes zu stärken.
So kann sich den Menschen in diesem Land eine lebenswerte Perspektive
eröffnen.
Dafür will die Linkspartei.PDS mit diesem Wahlprogramm
ein Angebot machen. Es geht uns um einen Richtungswechsel in
der Politik. Wir wollen andere, klare Prioritäten setzen,
die dem Land einen Weg aus der derzeitigen Misere ermöglichen.
Sie sind wirtschaftlich zukunftsfähig, ökologisch nachhaltig
und sozial gerecht. Wir verbinden mit ihnen einen Anspruch auf
Erneuerung und moderne und zeitgemäße Entwicklungswege,
die alle gesellschaftlichen Bereiche durchziehen sollen – von
der Wissenschaft und der Wirtschaft über die gesamte Bildungspolitik,
die Entwicklung einer vorsorgenden Sozialpolitik bis zur kulturellen
Infrastruktur und zur Kommunalpolitik.
Wir fassen dies zusammen im Begriff „Innovation“.
Das alles geht nur demokratisch. Wir setzen darum auf die direkte
Einbeziehung von Betroffenen. Das ist für uns ebenso ein
Gebot wie die strikte Ablehnung aller fremdenfeindlichen, ausgrenzenden
und rassistischen und antisemitischen Tendenzen genauso wie unser
Engagement für einen dauerhaften Frieden ohne Kriegsübungsplätze.
Deshalb wollen wir zivilgesellschaftliches Engagement stärken.
Wir wollen, dass sich dieses Land mit und durch das aktive Handeln
seiner Einwohnerinnen und Einwohner jeden Alters entwickeln kann,
denn die Menschen mit ihren Ideen und Erfahrungen sind das beste
und zukunftsfähigste Potenzial, das es besitzt.
1. Eine neue Wirtschaftspolitik ist nötig
Die Zukunft von Sachsen-Anhalt liegt nicht nur
in Logistik- und Callcentern. Der Wettbewerb zwischen den Regionen,
mit Fördermitteln
um die Ansiedlung verlängerter Werkbänke zu kämpfen,
schafft keine dauerhaften Arbeitsplätze. Eine hohe Wertschöpfung
findet dort statt, wo sich Wissen in innovativen und marktfähigen
Produkten umsetzt. Eine selbsttragende Wirtschaftsentwicklung
in Sachsen-Anhalt wird es nur dann geben, wenn Grundlagenforschung
sich in modernen Technologien und wissensbasierter Produktion
niederschlägt. Das Land verfügt über beachtliche
innovative wirtschaftliche und wissenschaftliche Potenziale.
Diese müssen entschieden gestärkt werden. Insbesondere
sollen jene Technologien und Verfahren gefördert werden,
die helfen den Verbrauch natürlicher Ressourcen in der Wirtschaft
zu senken.
Die Entwicklung und Nutzung erneuerbarer Energien und nachwachsender
Rohstoffe muss ein Markenzeichen für Sachsen-Anhalt werden.
Impulse für Forschung und Produktion sind auf dem Feld der
Biotechnologie, bei nachwachsenden Rohstoffen und dem Einsatz
regenerativer Energiequellen ausgelöst worden. Diese müssen
stärker zum wirtschaftlichen Aufschwung beitragen können.
Im Bereich der Ernährungswirtschaft unseres Landes ist das
Weißenfelser Netzwerk erfolgreiches Beispiel dafür.
In Sachsen-Anhalt ist die Entwicklung technischer Kompetenzfelder
voran-gekommen, die zunehmend zur Wertschöpfung beitragen;
so die Nanotech-nologie, die Mikrosystemtechnik, die Medizin
und die Pharmaforschung. Aber auch Chemieindustrie und Kunststoffe
verarbeitende Betriebe sowie der Maschinen- und Anlagenbau sind
entscheidend für eine selbsttragende Wirtschaftsentwicklung.
Aufgabe der Wirtschaftspolitik muss es sein die
einheimischen Unternehmen auf zukunftsfähiger Grundlage zu stabilisieren
und mit einer gezielten Struktur-politik als Fundament für
eine künftige innovationsgetragene Entwicklung zu unterstützen.
Dazu gehören die bessere Kapitalausstattung junger und innova-tiver
kleiner und mittlerer Unternehmen und Hilfestellungen bei konkreten
Vorhaben, wie z.B. zur Erschließung neuer Märkte.
Existenzgründungen in neuen, zukunftsfähigen Arbeitsfeldern
brauchen eine verlässliche Grundlage. Gerade klein- und
mittelständische Unternehmen, die neue Technologien nutzen
wollen, benötigen Risikokapital. Das wollen wir durch einen
entsprechenden Landesbürgschaftsfonds zur Verfügung
stellen.
Deshalb muss auch die Arbeit der bestehenden Technologie-, Innovations-,
Technologietransfer- und Gründerzentren verstetigt werden.
Die Vergabe von Fördermitteln muss an Kriterien gebunden
werden wie Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Anzahl und Qualität
der Arbeits- und Ausbildungsplätze und Ausbau von Forschung
und Entwicklung.
Wo wissensbasierte Arbeit Einzug hält, wird in der Regel
einfache Arbeit abgelöst. Auch wenn weiterhin traditionelle
und weniger wissensbasierte Tätigkeitsfelder bestehen bleiben,
sind vorrangig die Unternehmen zu fördern, die neben einer
hochqualifizierten Erstausbildung ihren Beschäftigten eine
berufsnahe und einsatzbezogene berufliche Weiterbildung ermöglichen.
Lebenslanges Lernen ist eine Grundvoraussetzung für die
Entwicklung einer wissensbasierten Wirtschaft. Sachsen-Anhalt
braucht ein zukunftsorientiertes Investitionsprogramm, das Arbeit,
Bildung, Umwelt und Infrastruktur umfasst. Dafür sind öffentliche
und private Investitionen dringend erforderlich.
Die Wirtschaftsförderung kann und darf sich nicht nur auf
die „Leuchttürme“ des Wachstums konzentrieren.
Sachsen-Anhalt ist ein Land mit ländlichen Räumen und
mit Zentren zukunftsfähiger Industrieansiedelungen. In den
ländlichen Räumen muss eine Neuorganisation von Wirtschaft,
Beschäftigung und sozialen Lebensfeldern gefördert
werden. Beispiele hierfür sind die Entwicklung der Produktion
und Vermarktung regionaler Nahrungsgüter, die stoffliche
und energetische Verwertung von Biomasse, die Gewinnung regenerativer
Energien aber auch die soziale Organisation und Entwicklung des
ländlichen Lebens.
2. Wissen schafft Arbeit
Forschung ist Umwandlung von Geld in Wissen,
Innovation Umwandlung von Wissen in Geld. Für eine selbsttragende Wirtschaftsentwicklung
braucht darum das Land eine vielgestaltige und leistungsfähige
Wissenschafts- und Hochschullandschaft. Darum müssen Forschungs-
und Bildungseinrichtungen entwickelt und nicht durch ständige
Finanzkürzungen in ihrer Profilierung begrenzt werden. Wir
wollen, dass die Hochschuleinrichtungen ihre Studien-angebote
erweitern und exzellente Studienbedingungen vorhalten können.
Angesichts der zurückgehenden Zahlen von Schulabgängerinnen
und Schulab-gängern in den nächsten Jahren halten wir
es für geboten über den Tellerrand des Landes hinaus
zu schauen. Wir wollen um junge Menschen werben. Sie sollen auch
aus anderen Bundesländern und aus Europa nach Sachsen-Anhalt
kommen und hier gute Studien-, Lebens- und Arbeitsbedingungen
sowie eine attraktive kulturelle und soziale Infrastruktur vorfinden.
Dadurch motivieren wir junge Menschen ihre Perspektive in Sachsen-Anhalt
zu suchen oder sich in ihrer Herkunftsregion als Werbende für
unser Land einzusetzen. Ein gebührenfreies Studium und wissenschaftliche
Nachwuchsförderung sind dafür wichtige Voraussetzungen.
Solche Ziele und ihre verlässliche Finanzierung sollen mit
den Hochschulen des Landes mittelfristig vereinbart werden.
Wir halten es für gerechtfertigt, dass die finanziellen
Voraussetzungen dafür durch einen Bildungsfinanzausgleich
auf Bundes- und Europaebene geschaffen werden.
Von der Arbeit an Wissenschaftseinrichtungen
können tragfähige
Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes ausgehen.
Wissenschaftspotenziale des Landes bilden das Fundament, auf
dem sich innovative Unternehmen entwickeln oder neu gründen,
existenzsichernde, qualifizierte Arbeitsplätze entstehen
und neue Ideen zur Lösung von spezifischen Problemen der
Landesentwicklung geboren werden können. Darum fördern
wir den Transfer von Leistungen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft
durch Erkenntnisse aus Produkt- und Verfahrensforschung sowie
innovativer Dienstleistungen, durch Ausgründungen, Neugründungen
und Beteiligung an Unternehmen durch Beschäftigte und die
Hochschule selbst. Wir wollen Existenzgründungen aus dem
Hochschulbereich, die auf neue moderne und zukunftsfähige
Technologien setzen, unterstützen und verlässlich fördern.
Hochschulen sollen in die Lage versetzt werden durch wissenschaftliche
Höchstleistungen verstärkt Drittmittel einzuwerben.
Sie sollen zudem verlässlicher Partner für Klein- und
Mittelunternehmen werden, auch um deren geringe Ausstattung mit
Forschungs- und Entwicklungskapazitäten auszugleichen. Zur
zusätzlichen Stärkung der Finanzbasis der Wissenschafts-einrichtungen
und der Forschung in kleinen und mittleren Unternehmen sollen
diese mehr als bisher aus EU- und Bundesmitteln finanziert werden.
Wer auf Innovation setzt und neue wissenschaftliche
und technologische Felder erschließen will, darf mit den möglichen Folgen
nicht leichtfertig umgehen. Neue Technologien und wissenschaftliche
Erkenntnisse, insbesondere aus sensiblen Bereichen, und ihre
Anwendung brauchen die kritische und öffentliche Debatte.
Wir stehen dafür, dass solche Forschungen und technologischen
Entwicklungen im Für und Wider verantwortungsbewusst öffentlich
diskutiert werden.
3.
Von Arbeit soll man leben können
Mindestens die letzten zehn Jahre haben gezeigt:
Die alte Ideologie, fortwährende Steuerentlastung brächte ausreichend Wirtschaftswachstum
und könne so die Arbeitslosigkeit wirksam bekämpfen,
hat sich als hartnäckige Legende erwiesen.
Für die Linkspartei.PDS steht die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit
im Zentrum aller Bemühungen. Es müssen Bedingungen
für mehr tariflich entlohnte Dauer-arbeitsplätze geschaffen
werden. Lohn- und Sozialdumping, Einschränkung ökologischer
Standards und Aushebelung demokratischer Teilhabe führen
in eine Sackgasse und zur Entvölkerung ganzer Landstriche
und Stadtteile. Sie dürfen nicht länger hingenommen
werden. Lohndumping bringt außerdem vor allem kleine Unternehmen
in einen ruinösen Konkurrenzkampf. Wir fordern statt unhaltbarer
neoliberaler Versprechen haltbare Mindestlöhne auf tariflicher
und gesetzlicher Ebene.
Die Linkspartei.PDS ist sich darüber im Klaren, dass mit
der verstärkten Entwicklung von Unternehmen, die auf neue
Technologien setzen, zwar die wirtschaftliche Stabilität
des Landes gestärkt werden kann, aber bei weitem nicht so
viele Arbeitsplätze geschaffen werden, wie notwendig sind
um die extrem hohe Arbeitslosigkeit deutlich abzubauen. Auf der
anderen Seite gibt es in Sachsen-Anhalt wie in den anderen Bundesländern
auch einen erhöhten Bedarf an dauerhaft zu leistender Arbeit
im Bereich der sozialen Beratung und Betreuung sowie in der kulturellen
Arbeit, im Bereich der Bildung, bei der Arbeit mit Kindern und
Jugendlichen und im Umweltbereich. Die Linkspartei.PDS wendet
sich dagegen diese wichtigen sozialen, kulturellen und anderen
Dienstleistungen zu großen Teilen durch 1-€-Jobs abzudecken.
Wir sind dafür hier durch öffentliche Förderung
versicherungspflichtige und tarifgebundene dauerhafte Arbeitsplätze
zu entwickeln. Dass dies möglich ist, hat das auf Vorschlag
der Linkspartei.PDS ins Leben gerufene Feststellenprogramm in
der Jugendarbeit gezeigt, das über einen Zeitraum von sieben
Jahren verlässliche Stellen in der Jugendarbeit von Kommunen,
bei Vereinen und Verbänden gesichert hat.
Hartz IV ist für viele Menschen bittere Realität.
Aber was so ist, muss so nicht bleiben. Die Proteste auf den
Straßen und der starke Zuspruch zum Projekt Linkspartei
haben bereits den Druck auf die herrschende Politik spürbar
verschärft, die schlimmsten sozialen Vergehen zumindest
abzumildern. Doch wir wollen mehr: Arbeit in Würde statt „Ein-Euro-Jobs“,
Niedriglohn und Schwarzarbeit.
Wir treten dafür ein, dass Langzeitarbeitslose das Geld,
das sie als Arbeitslosengeld II zuzüglich der Kosten der
Unterkunft und als Zuverdienst aus "Ein-Euro-Jobs“ als
Nettolohn erhalten, also als Arbeitnehmer mit Arbeitsvertrag,
ausgezahlt bekommen. So können die Zwänge und Demütigungen,
die ihnen Hartz IV sonst zumutet, vermieden werden. Zudem können
mit diesen Geldern und ggf. durch ihre Kombination mit anderen
Fonds reguläre, versicherungspflichtige und existenzsichernde
zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden – und
zwar dort, wo für die Privatwirtschaft Dienstleistungen
für Einzelne oder für das Gemeinwesen nicht rentabel
sind. Ein Abbau regulärer Beschäftigung im öffentlichen
Sektor und eine Beeinträchtigung der Privatwirtschaft wollen
wir vermeiden.
Beschäftigte in Bereichen mit geringer Wertschöpfung
dürfen nicht länger zu Verlierern abgestempelt werden.
Ihre Arbeit soll für sie selbst und für die Unternehmen
lohnender werden, und zwar nicht durch Kürzung der Nettolöhne,
sondern durch die Steuerfinanzierung der Sozialversicherungsbeiträge.
Dieser Vorschlag wird uns in die Lage versetzen, unsere Forderung
nach einem Mindestlohn in Höhe von 1.400 € auch unter
den schwierigen ökonomischen Bedingungen unseres Landes
glaubhaft zu vertreten. Mit einem solchen Weg wollen wir die
vielen Mini- und Midi-Jobs, Scheinselbständigkeiten und
die Schwarzarbeitsverhältnisse zugunsten existenzsichernder
Arbeitsverhältnisse abbauen.
Die Linkspartei.PDS wird alle Initiativen unterstützen,
die geeignet sind mehr Ausbildungsplätze im dualen System
zu schaffen. Dazu gehören Lehrstellen in Betrieben, in Verbundausbildung
und wenn nötig auch in überbetrieblicher Ausbildung. „Ehrenrunden“ und „Warteschleifen“ für
Berufsanfänger sollen vermieden werden und bleiben für
uns nur eine Notlösung.
Besonders der Berufseinstieg ist für viele, die erfolgreich
eine Ausbildung abgeschlossen haben, eine hohe Hürde. Wir
wollen Kooperationsmodelle unterstützen, in denen mehrere
kleine Unternehmen Netzwerke bilden und einen Pool von Arbeitskräften
finanzieren. Die Linkspartei.PDS hat mit ihrem Programm „JINA – Jugend
in Arbeit“ unter anderem vorgeschlagen Programme wie „Enterprise“ als
Existenzgründungsoffensive oder „Jugend baut auf“ aufzulegen
oder fortzuführen.
In erster Linie geht es uns um reguläre Ausbildungen oder
sozialversicherungs-pflichtige Arbeit. Sie haben eindeutig Vorrang
bei der beruflichen Integration. Ergänzend zu den bisherigen
Bund-Länder-Programmen sollen jedoch landes-spezifische
Fördermaßnahmen im Zusammenwirken mit Jugendhilfeträgern
und Sozialämtern, der Wirtschaft, Arbeitsagenturen, den
Kammern und sozialen Ein-richtungen für den Einstieg in
den Beruf auf den Weg gebracht werden. Das betrifft sowohl die
Bereitstellung von Ausbildungsplätzen als auch den Übergang
ins Berufsleben nach der Ausbildung. Für Jugendliche mit
Benachteiligungen wollen wir eine kooperative Förderstruktur
in der Jugendberufshilfe als Modell-versuch einrichten. Benachteiligten
Jugendlichen muss die Suche nach Hilfen erleichtert werden. Wir
können uns vorstellen, dass solche Angebote in allen Kreisen
durch kommunale oder freie Träger mobil oder in Jugendberatungsstellen
gemacht werden.
4. Linke wirtschaften sozial gerecht – Für eine solide
und zukunftsfähige Haushaltspolitik
Stabile öffentliche Haushalte sind für die Linkspartei.PDS
in Sachsen-Anhalt eine wichtige politische Zielgröße – wobei
sich das Land auch in dieser schwierigen Haushaltssituation nicht
aus seiner sozialen Verantwortung für die Bürgerinnen
und Bürger stehlen darf.
Unter dem Gesichtspunkt schrumpfender Haushaltsmittel wird es
zukünftig wichtiger denn je sein festzulegen, welche öffentlichen
Aufgaben der Staat künftig für seine Bevölkerung
erfüllen will und welche finanziellen Mittel dafür
erforderlich sind.
Wir werden alle Aufgaben des Haushaltes einer
radikalen und kritischen Überprüfung unterziehen. Investitionen und
Entscheidungen müssen auf ihre langfristigen Wirkungen und
ihre Folgekosten hin überprüft werden. Das gilt auch
für die Notwendigkeit von Landesbeteiligungen und für
Landesbetriebe. Die Förderprogramme von EU, Bund und Land
sollen bei der Investitionsbank des Landes konzentriert und zusammengeführt
werden.
Die Linkspartei.PDS Sachsen-Anhalts wird sich nachhaltig für
eine Demokra-tisierung von Haushaltspolitik einsetzen. Mit dem
Landeshaushalt entscheiden wir über Belange von vielen Betroffenen,
von Kommunen, Institutionen, Vereinen und Verbänden. Darum
müssen die Betroffenen in die Erarbeitung und die Entscheidung
haushaltspolitischer Ansätze konsequent mit einbezogen werden.
Die Entscheidungen möglichst weit nach unten zu verlagern,
ist einer unserer demokratischen Grundsätze. Aufgaben, die
vor Ort erfüllt werden können, sollen auch dort erledigt
werden. Daraus kann sich ein beträchtlicher Abbau von Bürokratie
ergeben.
Schuldenabbau ist auch ein Ziel der Linkspartei.PDS.
Allerdings nicht um jeden Preis. Wenn es die Situation im Interesse
der
Zukunftsfähigkeit des Landes erfordert, sind wir bereit
auch künftig Kredite aufzunehmen. Die Mittel sollen eingesetzt
werden für Wertschöpfung und Zukunftsfähigkeit
sowie für Bildung.
Bildung ist eine Investition in die Zukunft.
Das ist für
uns nicht nur eine Floskel, sondern wir wollen diesen Anspruch
auch im Landeshaushalt untersetzen.
Wir meinen, dass der bisherige Begriff einer Investitionsquote
nicht in der Lage ist als Ausdruck einer nachhaltigen Haushaltspolitik
in einer wissensbasierten Gesellschaft zu dienen. Deshalb sollte
er ersetzt werden durch den Begriff einer Bildungsquote, die
den Anteil des Landeshaushaltes für Ausgaben im Bereich
der Bildung – angefangen bei der vorschulischen, über
die schulische Bildung, die Hochschulbildung, die Aus- und Weiterbildung
bis hin zu Mitteln in Forschung und Entwicklung – angibt.
Eine solche Wende in der Haushaltspolitik lässt sich nicht
ohne Mitwirkung der Kommunen gestalten. Ihre finanzielle Situation
muss daher gestärkt werden. Die Linkspartei.PDS Sachsen-Anhalts
fordert deshalb nach wie vor eine bundesweite Gemeindefinanzreform
ein, die kommunale Selbstverwaltung und die Erfüllung der
Aufgaben der öffentlichen Daseinsvorsorge ermöglicht.
Auf Landesebene muss nach unserer Meinung ein neuer Finanzausgleich
zwischen Land und Kommunen aufgestellt werden, der über
einen längeren Zeitraum Bestand hat und den Kommunen tatsächlich
einen Finanzbedarf zuweist, der für deren spezifische Aufgabenerfüllung
unabdingbar ist. Dabei sollen die soziale Situation und die zentralörtliche
Rolle einzelner Kommunen stärkere Beachtung finden.
5. Auf den Anfang kommt es an!
Gemeinsam lernt sich’s besser. Eine Schule für alle
Kinder schaffen
Wir wollen und können uns nicht damit abfinden, dass für
ein Viertel aller Kinder in Sachsen-Anhalt die Lebensumstände
durch Hartz IV bestimmt werden. Es ist ein sozialpolitischer
Skandal, dass ausgerechnet diese Kinder und Jugendlichen auch
noch von einem Teil der öffentlichen Bildungsangebote de
facto ausgeschlossen werden. Das gilt für den Kindergarten
ebenso wie für die Musikschule oder die Benachteiligung
beim Zugang zum Abitur. So ist zum Beispiel der Besuch des Gymnasiums
in den Klassen 11 und 12 oder der Berufsschule angesichts der
hohen Fahrtkosten von vielen Betroffenen kaum noch zu schultern.
Die Politik des Bundes aber auch des Landes sind hier ausgesprochen
kurzsichtig. Wir wollen das ändern. Da, wo es möglich
ist, wie zum Beispiel für den Kindergarten, bei Fahrtkosten
und Schulbüchern, muss die Gesellschaft ihre Verantwortung
wahrnehmen.
Auf den Anfang kommt es an. Die Linkspartei.PDS
misst der frühkindlichen
Förderung und Bildung einen hohen Stellenwert bei. Kindertageseinrichtungen
sind Bildungseinrichtungen! Sie legen den Grundstein für
erfolgreiches Lernen. Was hier versäumt wird, ist nur schwer
wieder aufzuholen. Um der wissensbasierten Gesellschaft gerecht
zu werden, bedarf es einer hohen Qualität der pädagogischen
Arbeit in diesen Einrichtungen. Angebote der frühkindlichen
Förderung und Bildung müssen darum allen Kindern unabhängig
vom Erwerbsstatus der Eltern offen stehen. Die Linkspartei.PDS
besteht also auch weiterhin auf der Forderung, dass alle Kinder
einen Anspruch auf Ganztags-betreuung haben müssen.
Für die Entwicklung und Chancengleichheit der Kinder ist
ein Zusammenwirken aller Beteiligten entscheidend. Wir haben
mit dem Konzept „Frühkindliche Förderung und
Bildung – die Kindertagesstätte der Zukunft“ ein
Diskussions-papier vorgelegt, mit dem wir sie alle – Kinder,
Eltern, Erzieherinnen und Erzieher, Schule, aber auch die Wirtschaft – ansprechen
und zur Diskussion und Zusammenarbeit einladen. Starke Kinder
brauchen starke Eltern. Darum müssen insbesondere für
Eltern bedarfsgerechte Beratungs- und Bildungsangebote entwickelt
werden, die ihnen helfen ihre Kinder besser zu fördern.
Wir wollen die Zusammenarbeit aller Träger und Verbände
unterstützen. Wir wollen die größeren Betriebe
ermuntern, Betriebskindergärten einzurichten, aber auch
die gemein-same Projektarbeit in Kindereinrichtungen zu unterstützen.
Bei allen Vorschlägen und Maßnahmen, die wir entwickelt
haben und weiter entwickeln werden, steht der konkrete Nutzen
für das Kind im Mittelpunkt.
Dem wollen wir durch eine veränderte Ausbildung der Erzieherinnen
und Erzieher gerecht werden. Wir wollen eine Hochschulausbildung
für sie durch-setzen, wie es mit Ausnahme von Deutschland
und Malta europaweite Praxis ist. Das würde auch den hohen
Erwartungen entsprechen, die heute an die frühkindliche
Bildung in der Öffentlichkeit gestellt werden.
Gemeinsam lernt sich’s besser. Eine hohe Bildung ist eine
Grundvoraussetzung dafür, dass junge Menschen ihre individuellen
Chancen für ein selbstbestimmtes Leben wahren und entwickeln
können. Wir erachten es darum als erforderlich eine grundlegende
Bildungsreform in Inhalt und Form in Sachsen-Anhalt auf den Weg
zu bringen. Unser Ziel ist eine Gemeinschaftsschule, die sich
auszeich-net durch ein hohes Bildungsniveau, mehr individuelle
Förderung, hohe Bildungs-beteiligung und mehr demokratische
Mitwirkungsmöglichkeiten aller an Schule Beteiligten. Niemand
soll ausgegrenzt oder benachteiligt werden.
Für einen erfolgreichen Übergang von der Vorschule
in die Schule ist eine intensive Zusammenarbeit zwischen Kindertageseinrichtung
und Schule erforder-lich. Sie muss daher ausgebaut werden. In
der Grundschule sollen die Grundlagen für höchstmögliche
Bildungsabschlüsse gelegt werden. Die flexible Schulein-gangsphase
ist eine Möglichkeit für alle Schülerinnen und
Schüler bessere Lernvoraussetzungen zu schaffen. In einem
auf die Besonderheiten eines jeden Kindes möglichst gut
zugeschnittenen Bildungsprogramm sollen Kinder in jahrgangsübergreifenden
Gruppen lernen und so in ein bis drei Jahren das Lern-niveau
der dritten Klasse erreichen, ohne dass sie die Erfahrung des „Sitzenbleibens“ machen
müssen.
Die Linkspartei.PDS tritt dafür ein die frühe Trennung
in unterschiedliche Bildungsgänge zu beenden und den Übergang
zu einer Schule für alle Kinder mit längerem gemeinsamen
Lernen schrittweise zu gestalten. Eine Schule für alle Kinder
zeichnet sich dadurch aus, dass sie alle Kinder in ihrer unterschiedlichen
Individualität fördert, leistungsschwache und auch
leistungsstarke. In der Sekundarstufe I sollen Wege des Überganges
zu einem längeren gemeinsamen Lernen geöffnet werden.
Die Sekundarschule steht darum im Zentrum unserer Bemühungen
und soll vor allem gestärkt werden. Sie soll alle Abschlüsse
der Sekundarstufe I ermöglichen und den Weg zum Abitur nach
12 Schuljahren ohne Zeitverzug oder Qualitätsverlust öffnen.
Kinder mit unterschiedlichem Leistungs-vermögen sollen individuell
gefördert, Nachteile ausgeglichen werden. Wir setzen dabei
auf die Vorzüge des gemeinsamen Lernens. Dafür sollen
zusätzliche pädagogische Fachkräfte auch in der
Sekundarschule zur Unterstützung des Unterrichts eingesetzt
werden. So können unterschiedliche Lernvoraussetzungen am
besten kompensiert und besondere Begabungen am besten gefördert
werden. Dem dient auch der verstärkte Einsatz von Sozialpädagoginnen
und -pädagogen und die Beförderung von Ganztagsschulangeboten.
Ziel ist es, dass möglichst alle Schülerinnen und Schüler
einen qualitativ guten Abschluss der zehnten Klasse erreichen
können. Die Entscheidung für einen gymnasialen Abschluss
kann im Zuge dieser Veränderungen zunehmend nach der Klasse
9 erfolgen. Im Gegenzug muss die Möglichkeit eingeräumt
werden, dass in den Gymnasien die Chance besteht, einen vollwertigen
Sekundarschulabschluss nach der zehnten Klasse zu erwerben. Durch
diese Öffnung von Sekundarschulen und Gymnasien ermöglichen
wir jedem Schüler und jeder Schülerin einen Entwicklungsweg
ohne Sackgassen und ohne das Gefühl des Scheiterns, wenn
der gymnasiale Weg nicht erfolgreich ist. Zudem machen wir eine
Entwicklung der Schullandschaft in Sachsen-Anhalt möglich
ohne sofort die Schulstrukturen zu ändern.
Die Linkspartei.PDS setzt sich dafür ein, dass die Voraussetzungen
für eine berufliche Ausbildung verbessert werden. Dazu schlagen
wir vor bereits in der Sekundarstufe I Elemente polytechnischer
Bildung in den Unterricht aufzu-nehmen. Erfahrungen des produktiven
Lernens und von Betriebspraktika sollen dafür genutzt werden.
Auch die in Zukunft frei werdenden Kapazitäten von berufsbildenden
Schulen können dienlich sein Angebote polytechnischer Bildung
in die allgemein bildenden Schulen zu integrieren. Dies und eine
bessere und frühzeitige Berufsberatung sollen den Einstieg
der Absolventinnen in das Berufs-leben erleichtern. Die Schule
kann die Voraussetzungen verbessern, notwendig sind aber auch
mehr betriebliche Ausbildungsplätze.
Wir erachten es als notwendig ein flächendeckendes Netz
leistungsfähiger Bildungsangebote auch in ländlichen
Regionen zu sichern. Dafür sollen die Voraussetzungen für
die Schulentwicklungsplanung verändert und vor allem flexibler
gestaltet werden. Zudem soll es den kommunalen Schulträgern
ermög-licht werden trotz angespannter Haushaltslage Schulen
in einen vernünftigen baulichen Zustand zu versetzen.
Vielerorts haben Schulen intensive und ideenreiche
Beziehungen zu ihrem Umfeld in Städten und Gemeinden entwickelt. Vielfältige
Kooperationen haben die Angebote von Schulen auch außerhalb
des reinen Unterrichts bereichert. Wir wollen diesen Prozess
weiter unterstützen und anregen. Es geht uns um ein besseres
Angebot von kulturellen, sportlichen und anderen Freizeitangeboten
im Umfeld der Schulen. Sie können sich so als Zentren regionaler
Entwicklung, nicht nur für die junge Generation, entwickeln.
6. Vor Ort entscheiden. Demokratische Teilhabe stärken.
Verwaltung modernisieren.
Die Linkspartei.PDS setzt sich dafür ein, dass alles was
vor Ort entschieden werden kann, auch vor Ort zu entscheiden
ist. Hier liegen die größten Potenziale für bürgerschaftliches
Engagement und die Übernahme von Eigenverantwortung. Deshalb
engagiert sich die Linkspartei.PDS für die Herausbildung
von Bürgerkommunen in Sachsen-Anhalt.
Verwaltungen, insbesondere die Kommunalverwaltungen, müssen
sich als Dienstleister und Partner für die Bürgerinnen
und Bürger, aber auch als Manager und Moderatoren für
Bürgerengagement begreifen. Auf Ortsebene sollen mehr Informations-,
Beteiligungs- und Entscheidungsrechte für Bürgerinnen
und Bürger eingeräumt werden. Wir wollen, dass Bürgerinnen
und Bürger über Finanzfragen durch die Aufstellung
von Bürgerhaushalten mit entscheiden können. Die Linkspartei.PDS
strebt an, dass künftig auch Aufgaben, die heute durch das
Landesverwaltungsamt entschieden werden, wie die Sozialverwaltung,
die Schulaufsicht oder auch die regionalen Planungen in den Kommunen
angesiedelt werden. Bürgerentscheide sollen auch in Bezug
auf solche Aufgaben möglich sein, die vorher beim Land lagen.
Wir wollen das Ortschaftsverfassungsrecht qualifizieren. Es muss
mehr Entscheidungskompetenzen gewählter Ortschaftsräte
enthalten und die Wieder-einführung von Stadtteilräten.
Das alles muss durch angemessene Finanzzu-weisungen gesichert
werden. Für Sachsen-Anhalt soll gelten: alles, was der Rat
oder der Kreistag entscheiden können, kann grundsätzlich
auch von Bürgerinnen und Bürger entschieden werden.
Mit dem Wandel hin zur Bürgerkommune wandelt sich zugleich
die Aufgaben-zuständigkeit kommunaler Mandatsträger.
Bisher sind sie vor allem für Detail-fragen zuständig,
für die Toiletten in der Schule, den Kinderspielplatz, den
Gehweg oder den Gullydeckel. Das ist gewiss nicht unwichtig.
Aber künftig sollen sie zunehmend auch für die strategischen
Ziele, für die Entwicklung ihrer Gemeinde oder Region Verantwortung
tragen und diese beeinflussen können. Darum müssen
sich auch die Arbeitsbedingungen für kommunale Mandats-träger
verändern und so verbessern, dass sie es schaffen diesen
Aufgaben auch gerecht zu werden.
Eine Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung und die Erweiterung
der Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern machen
letztlich das bürgerferne Landesverwaltungsamt überflüssig.
Ein moderner, auf zwei Ebenen ausgerich-teter Verwaltungsaufbau
wird ermöglicht. Deshalb setzt sich die Linkspartei.PDS
auch dafür ein die Kreisgebietsreform auf fünf Regionalkreise
auszurichten. Dem Land aber auch den Kommunen soll dadurch eine
erneute Reform in wenigen Jahren erspart werden. Bis zur Umsetzung
dieses Konzeptes sollten Modellregionen (Harzkreis) auf freiwilliger
Basis die Einführung der modernen Strukturen ermöglichen
und gleichzeitig ist die bereits für alle Kreise anstehende
kommunale Politikreform hin zu Bürgerkommunen zu erproben.
Eine Voraussetzung für das aktive Mitwirken der Bürgerinnen
und Bürger ist eine umfassende Information, das gilt für
Kabinettsbeschlüsse auf Landesebene genauso wie für
Beschlüsse der politischen Verwaltungsebene vor Ort. Hier
gilt es entsprechende rechtliche Voraussetzungen zu schaffen
für bessere Verbraucher-informationen und das Recht auf
Akteneinsicht. Wir wollen auch das Petitions-recht stärken.
7. Städte, Gemeinden und ländliche Regionen
lebenswert gestalten
Die Mehrheit der Bevölkerung Sachsen-Anhalts lebt nicht
in den Großstädten, sondern in unterschiedlich gewachsenen
und strukturierten ländlichen Räumen. Die wirtschaftlichen
und demografischen Entwicklungen der vergangenen Jahre erfordern
ein neues Nachdenken darüber, wie diese Räume gestaltet
werden können, wie sie wirtschaftlich gestärkt werden
und sich die Lebensqualität in ihnen verbessert. Die Landwirtschaft
ist für die Zukunft nicht nur Lieferant von Nahrungsmitteln
und Zulieferer für die Nahrungsgüterwirtschaft in Sachsen-Anhalt.
Sie ist zunehmend auch Partner für die innovativen Unternehmen.
Insbesondere auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien und der
nachwachsenden Rohstoffe sind die Verwertungsmöglichkeiten
erst im Ansatz erschlossen. Hier bietet sich ein wichtiges Feld
für einen stabilen und wirtschaft-lichen Aufschwung durch
umweltgerechte Technologien und Ressourcen sparendes Wirtschaften.
Mit der Erschließung neuer wirtschaftlicher Betätigungsfelder
für die ländlichen Räume und ihrem besonderen
landschaftlichen Reiz wächst auch ihre Attraktivität.
Dem muss durch eine entsprechende infrastrukturelle Entwicklung
Rechnung getragen werden. Die Linkspartei.PDS sieht es als dringend
geboten die Entwicklung der Städte und Gemeinden dem demografischen
Wandel anzupassen. Dazu muss die Förderpraxis verändert
werden. Sie soll gebündelt und pauschaliert werden, so dass
die Kommunen nicht mit einer Vielzahl von Programmen konfrontiert
sind, sondern sie entsprechend ihrer Schwerpunkt-setzung vor
Ort eigenverantwortlich einsetzen können. Unsere Vorhaben
zur Kommunalreform sollen Bürgerinnen und Bürger in
die Lage versetzen über die Entwicklung ihres Ortes selbst
zu entscheiden. Dazu gehört für uns auch ein ausgewogenes
Netz von sozialen, Kultur- und Bildungseinrichtungen und eine
lebendige Vereinstätigkeit in den Kommunen. Dies alles wird
zu einem neuen Gesicht der Kommunen führen, in denen man
gerne lebt.
Bei der Regional- und Landesplanung, insbesondere
beim Stadtumbau muss die demografische Entwicklung künftig noch stärker
berücksichtigt werden. Heute verbrauchen immer weniger Sachsen-Anhalter
immer mehr Fläche. Das kann, zumal bei zurückgehender
Bevölkerungszahl, nicht so bleiben. Wir brauchen nicht immer
mehr betonierte Flächen und Verkaufstempel auf der grünen
Wiese. Die Zeit ist längst reif von einem extensiven Umgang
mit Siedlungs- und Verkehrsfläche zu einer vorsorgenden
Flächenhaushaltspolitik überzugehen. Dabei geht es
um die Wiederbelebung der Innenstädte und der Ortskerne
und die Entwicklung des Wohnungsbestandes, so dass er an den
tatsächlichen Bedarf auch generationen-gerecht angepasst
wird. Wir wollen die kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungsunternehmen
besonders unterstützen ein bedarfsorientiertes Wohnungsangebot
entwickeln zu können.
Zu einem modernen Leben gehört selbstverständlich
Mobilität. Mobil sein können muss man auch ohne eigenes
Auto. Um im ländlichen Raum unter den veränderten demografischen
Bedingungen Mobilität besonders für ältere und
jüngere Mitbürger zu sichern, schlagen wir als Ergänzung
des öffentlichen Personennahverkehrs vor „Gemeindebusse“ einzuführen,
die stärker individuelle Fahrtwünsche berücksichtigen
können. Dies könnte unserer Ansicht nach eines der
wichtigen Betätigungsfelder für die von uns vorgeschlagene öffentlich
geförderte sozialversicherungspflichtige Beschäftigung
als Alternative zu den 1-€-Jobs sein. Darüber hinaus
geht es auch um den angemessenen Erhalt des schienengebundenen
Personennahverkehrs als Bestandteil der öffentlichen Daseinsvorsorge.
8. Kultur gehört zum Reichtum dieses Landes
Die Linkspartei.PDS setzt sich dafür ein Sachsen-Anhalts
reiche Kulturlandschaft zu erhalten und zu entwickeln und als
weichen Standortfaktor für dauerhaften wirtschaftlichen
Aufschwung zu nutzen. Sie ist für uns nicht nur Bestandteil
der Lebensqualität in den Städten und Gemeinden, sondern
auch Grundlage für die Entwicklung eines vielseitigen und
attraktiven kulturellen Angebots und des Kulturtourismus. Darum
hat die Linkspartei.PDS ein Landeskulturkonzept einge-fordert,
das nun in einem ersten Entwurf vorliegt. Wir wollen dieses Landeskultur-konzept
als Leitfaden für die kulturelle Entwicklung dieses Landes
ausgestalten. Angesichts der demografischen Entwicklungen und
vor dem Hintergrund der kommunalen Neugliederung des Landes ist
es eine besondere Herausforderung ein ausgewogenes Netz kultureller
Einrichtungen, von Theatern, Orchestern, Museen, Bibliotheken
zu erhalten und für alle Bürgerinnen und Bürger
erreichbar zu machen. Dazu bedarf es einer zuverlässigen
Finanzierung von Kultureinrichtungen durch das Land und die Kommunen.
Unter anderem sollen verlässliche Theaterverträge dazu
dienen eine ausgewogene und attraktive Theaterlandschaft zu sichern.
Die Linkspartei.PDS setzt sich dafür ein Künstlerverbände
in Sachsen-Anhalt zu fördern. Besonderes Augenmerk gilt
dabei dem künstlerischen Nachwuchs. Ein Schwerpunkt für
die Partei wird auch weiterhin das Mühen um eine flächen-deckende
Musikschullandschaft sein, die neben der musikalischen Grundver-sorgung
auch besondere Begabungen fördert, die hilft den Berufsnachwuchs
zu entwickeln und das Ensemblemusizieren pflegt. Musikschulen
sollen in der Lage sein Kinder mit musikalischen Begabungen unabhängig
von der Zahlungsfähigkeit ihrer Eltern zu fördern.
Kultur kommt ohne das Engagement von Bürgerinnen und Bürgern
jeden Alters nicht aus. Wir wollen ihr Engagement durch die Förderung
der Verbands- und Vereinsarbeit und die Aufwertung des Ehrenamtes
in der Kultur stärken und entsprechend würdigen. Kulturelle
Angebote sollen für alle Bevölkerungsgruppen unabhängig
vom Alter oder der sozialen Lage zugänglich sein. Staatlich
geförderte Einrichtungen sollen eine Preisgestaltung vorhalten,
die niemanden vom Besuch ihrer Angebote ausschließt. Die
Einführung von regionalen Familienpässen betrachten
wir als ein Mittel soziale Sonderungen nach dem Einkommen zurückzudrängen.
Unser Ziel ist es eine kulturelle Grundversorgung auch bei Haushaltsnotlagen
zu sichern. Dafür ist sowohl eine ausreichende Kommunalfinanzierung
erforderlich wie auch die Förderung von Angeboten im Landesinteresse
durch Verträge oder Richtlinien sowie die Förderung
einer verstärkten regionalen Zusammenarbeit. Die bevorstehende
Kreisgebietsreform bietet neue Chancen die Finanzierung überörtlich
bedeutsamer Einrichtungen neu zu regeln.
In den letzten Jahren haben Ausstellungen zur Geschichte und
Kultur dieses Landes eine überregionale Ausstrahlung gehabt.
Mit solchen Pfunden des kulturellen Erbes und des zeitgenössischen
künstlerischen Schaffens wollen wir künftig mehr wuchern.
Sachsen-Anhalt ist ein Land mit einem großen Reichtum an
Kultur und Kunstschätzen, insbesondere an kulturellen Denkmalen.
Die „Straße der Romanik“ ist nur ein Beispiel
dafür. Der die Kunst und Kultur des Landes prägende
Einfluss von Renaissance und Reformation haben darin einen unverzichtbaren
Platz. Diesen Reichtum gilt es nicht nur zu pflegen, sondern
für die Entwicklung des Landes nutzbar zu machen. Sachsen-Anhalt
soll als Reiseziel für Kultur- und Kunstinteressierte immer
attraktiver werden. Landschaften und Brauchtum gehören dazu.
So kann das Land Sachsen-Anhalt noch stärker als attraktives
Ziel des Tourismus – einem nicht zu unterschätzenden
Wirtschaftsfaktor – entwickelt werden.
9. Bürgerrechte schützen. Öffentliche Sicherheit
stärken
Die Linkspartei.PDS setzt sich für den Erhalt und die Erweiterung
demokratischer und starker zivilgesellschaftlicher Strukturen,
für den Vorrang sozialer Verant-wortung und den umfassenden
Schutz der Bürger- und Freiheitsrechte als das Fundament
einer lebendigen Demokratie ein.
Wir vertreten einen Demokratieansatz, der mit Freiheitsrechten
eng verknüpft ist und auf soziale Gerechtigkeit sowie auf
eine umfassende Mitbestimmung in allen gesellschaftlichen Belangen
durch mehr demokratisches Engagement des Einzelnen hinzielt.
Der Persönlichkeitsschutz jedes Bürgers und jeder Bürgerin
soll nach unserem Willen gewährleistet bleiben. Die zunehmende
Erfassung in Datensystemen und den unbeschränkten Datenaustausch
lehnen wir ab.
Die Linkspartei.PDS stellt sich der Aufgabe öffentliche
Sicherheit zu gewährleisten und Menschen vor kriminellen
Bedrohungen sowie vor ungerechtfertigten Eingriffen des Staates
in ihre persönliche Sphäre zu schützen.
Unser Konzept zur Öffentlichen Sicherheit in Sachsen-Anhalt
zielt auf einen ressortübergreifenden Ansatz. Die Linkspartei.PDS
setzt damit auf einen Weg, der gesellschaftliche Prävention
vor Repression stellt und eine weitreichende Beschränkung
staatlicher Grundrechtseingriffe einfordert. Bürgerinnen
und Bürger sollen ihre Grundrechte ohne Einschränkungen
wahrnehmen können. Dies ist für uns unabdingbare Voraussetzung
für öffentlich Sicherheit.
Wir wollen eine bürgernahe, demokratisch strukturierte Polizei.
Darum setzen wir uns ein für ein Personalentwicklungskonzept
der Polizei, das garantiert, dass sie in der Fläche und
vor Ort präsent ist. Die Polizei muss in den Kommunen sicht-
und ansprechbar sein. Dazu muss die Polizeistrukturreform mit
dem Ziel einer Reduzierung der vorhandenen Polizeidirektionen
des Landes fortgesetzt werden.
Die Justiz als dritte Gewalt ist unerlässlich für
den Erhalt der persönlichen Freiheit und Sicherheit sowie
die Schaffung von Rechtsfrieden. Für sie müssen darum
solche Bedingungen geschaffen werden, die es erlauben Verfahren
schneller und in größerer zeitlicher Nähe zur
Tat durchzuführen.
Wir wollen, dass die Gewaltenteilung als wichtiger Grundsatz
einer demokra-tischen Gesellschaft auch künftig erhalten
wird. Darum darf das Justizministerium auf keinen Fall dem Innenministerium
unterstellt werden, das wäre aus unserer Sicht verfassungswidrig.
Die von Gerichten verhängten Strafen sind kein Selbstzweck.
Sie dienen nicht nur der Sühne, sondern sie sollen der Resozialisierung
des Täters dienen. Um das zu gewährleisten, müssen
sowohl die Personalsituation wie auch die baulichen Voraussetzungen
in den Justizvollzugsanstalten verbessert werden.
Opfer und Täter müssen Subjekte, nicht Objekte des
Verfahrens sein.
Wir wollen darum einen Stiftungsfonds für Opferhilfe einrichten
und den Täter-Opfer-Ausgleich ausbauen.
Viele Menschen fordern heute härtere Strafen für Straftäter.
Angesichts mancher Verbrechen ist das verständlich. Doch
härtere Strafen führen nicht zu weniger Straftaten.
Das ist ein Irrglaube. Die Möglichkeiten unseres Rechtssystems
sind ausreichend, um Straftäter für ihre Taten zur
Verantwortung zu ziehen. Wir wollen uns viel mehr dafür
einsetzen, dass durch die gesamte Politik Straftaten vermieden
werden. Wir setzen darum darauf, dass durch eine bessere Politik
in den Bereichen Jugend, Bildung, Beschäftigung und Familie
die beste Präven-tionsarbeit geleistet wird.
Weder bei der Polizei noch bei der Justiz halten wir es für
angebracht, die öffentlichen und staatlichen Aufgaben zur
Gewährleistung von öffentlicher Sicherheit, wie den
Justizvollzug oder das Gerichtsvollzieherwesen, zu privatisieren.
Diese Aufgaben müssen unbedingt in den Händen des Staates
bleiben.
Auch in der Zukunft werden wir uns aktiv an breiten
demokratischen Bündnissen zur Bekämpfung der rechtsextremistischen
und neofaschistischen Kräfte beteiligen und an ihrer Forderung
nach besserer öffentlicher Unterstützung antifaschistischer
und antirassistischer Gruppen festhalten. Wir treten darum auch
für die Aufnahme einer antifaschistischen Klausel in die
Verfassung des Landes von Sachsen-Anhalt ein.
Wir halten es für erforderlich die gegenwärtige öffentliche
Wahrnehmung von NS-Verbrechen sowie die Gestaltungsmöglichkeiten
des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus öffentlich
zu diskutieren. Die Linkspartei. PDS unterstützt die Errichtung
einer Stiftung "Gedenkstätten Sachsen-Anhalt".
Neben den bisherigen fünf sich in Landesträgerschaft
befindenden Gedenkstätten sollen zusätzlich die KZ-Gedenkstätte
Schloss Lichtenburg in Prettin und die Gedenkstätte Feldscheune
Isenschnibbe in Gardelegen auf Grund ihrer überregionalen
Bedeutung Bestand-teile der Stiftung sein. Angesichts der Tatsache,
dass zunehmend Zeitzeugen nicht mehr vorhanden sind, muss Gedenkkultur
in Sachsen-Anhalt qualifiziert und modernisiert werden. Dieses
ist eine wichtige Herausforderung für die Stiftung aber
auch für Schulen und Hochschulen in unserem Land.
10. Viele neue soziale Ideen für Sachsen-Anhalt
Es geht um einen Richtungswechsel von nachsorgender
Sozialpolitik, die Menschen eher schlecht als recht als Empfänger magerer
Unterstützungs-leistungen verwaltet, hin zu einer vorsorgenden
und tatsächlich aktivierenden Sozialpolitik, die Armut und
soziale Ungleichheit nicht verfestigt, sondern abbaut, die Eigenverantwortung
und Selbstbestimmung als lohnenswerte Alternative überhaupt
erst möglich macht. Die Sozialreformen der vergangenen Jahre
haben die Lebenssituation vieler Familien enorm verschlechtert.
Für die Sozialpolitik eines Landes bleibt heute nicht selten
nur die Chance, Armut und deren Folgen zu mildern, einen Ausgleich
zwischen arm und reich voranzu-bringen. Das nehmen wir als Herausforderung
an.
Kinder- und Jugendarbeit braucht Verlässlichkeit. Die Linkspartei.PDS
setzt sich dafür ein. Wir wollen das Berichtswesen abbauen
und überbürokratisierte Verwendungsnachweise bei der
Arbeit der Jugendverbände zurücknehmen. So wollen wir
Vertrauen in die Träger von Kinder- und Jugendarbeit demonstrieren.
Wir streben mehr Flexibilität bei Durchführung und
Abrechnung von Projekten an, denn Quantität steht nicht
immer für Qualität. Durch eine Festbetragsfinanzierung
in Form von Budgets für die Träger von Jugendein-richtungen
soll über mehrere Jahre mehr Verlässlichkeit geschaffen
werden.
Die Mittel der Jugendpauschale und des Fachkräfteprogramms
wollen wir erhalten, da von diesen Geldern die Trägerlandschaft
im kommunalen Bereich erheblich abhängig ist. Die Linkspartei.PDS
wird sich dafür einsetzen Projekte der Kinder- und Jugendarbeit
auch durch EU-Mittel zu unterstützen.
Zur Stärkung des ehrenamtlichen Engagements junger Menschen
sollen die Jugendinitiativen, -vereine und -verbände künftig
die Möglichkeit haben eigene oder ehrenamtlich erbrachte
Leistungen als eine Form von Eigenmitteln einzu-werben, ohne
dass ihnen dafür die finanziellen Mittel gekürzt werden.
Davon werden auch kleine und unabhängige Jugendinitiativen
profitieren, die auf keine Verbandsstruktur zurückgreifen
können. Diese Möglichkeit ist bis jetzt nicht in Sachsen-Anhalt
gegeben – die Linkspartei.PDS wird sich dafür einsetzen.
Eigentum stiftet! Wir wollen Vermögenden in Sachsen-Anhalt
als Stifter die Möglichkeit geben als Stifter transparent
und verantwortungsvoll besondere soziale Projekte für Kinder
und Jugendliche zu fördern.
Viele soziale Ideen für Familien und ihre Kinder. Wir wollen
die flächendeckende Einführung regionaler Familienpässe
befördern, die Eltern mit ihren Kindern viele neue bisher
unbekannte kulturelle und soziale Angebote vor Ort eröffnen,
darunter den Besuch von Museen, Schwimmbädern, Kursen der
Volkshochschulen oder von Bibliotheken. Vor allem einkommensschwachen
Familien wollen wir damit eine lebenspraktische Hilfe geben,
die ihnen die Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben wieder
ermöglichen soll.
Sozialpolitik soll bürgernah, unkompliziert und effizient
sein: Angebote für Lebenshilfen in Krisensituationen – Schuldner-
und Insolvenzberatung, Ehe-, Lebens- und Erziehungsberatungen,
Suchtberatung u.v.a. – werden in den Kommunen in zunehmendem
Maße gebraucht. Die Angebote sind aufgrund sehr unterschiedlicher
Finanztöpfe zu stark zersplittert. Mit einer kommunalen
Sozialpauschale wollen wir deshalb die dafür notwendigen
Gelder bündeln und den Kommunen für diesen Zweck in
die eigene Verantwortung geben.
Die Gesundheitsziele unseres Landes sollen gesundheitsbewusstes
Handeln befördern. Wir wollen künftig darauf achten,
dass auch Familien mit geringem Einkommen und schwierigen Lebenssituationen
einbezogen werden.
Die Alten nicht vergessen. Die Linkspartei.PDS
tritt für
eine aktivierende Seniorenpolitik ein, die die Potenziale der älteren
Generation und ihre Ansprüche nach gesellschaftlicher und
sozialer Integration stärkt. Wir wollen auf die Erfahrungen
der Alten nicht verzichten. Darum wollen wir die Mitwirkungsrechte
von Seniorinnen und Senioren in einem Landesseniorenvertretungsgesetz
verankern. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung
in Sachsen-Anhalt werden vor allem die „jungen Alten“ immer
mehr zur tragenden Kraft des bürgerschaftlichen Engagements
und der sozialen Netzwerke in den Kommunen. Durch öffentlich
geförderte Dauerarbeitsplätze muss die Voraussetzung
dafür geschaffen werden, dass ehrenamtliche Tätigkeit
verlässliche Ansprechpartner findet und koordiniert werden
kann. Dieser Bereich wird in Zukunft zu einem wichtigen Arbeitsmarkt
außerhalb der Wirtschaft heranwachsen.
In die Zukunft zu investieren heißt für uns auch
alle sozialen und baulichen Barrieren für Menschen mit Behinderungen
aus dem Weg zu räumen. Ein neues Landesgleichstellungsgesetz
soll ein weiterer Schritt auf diesem Wege dahin sein.
Eine Fortschreibung bestehender Strukturen und Hilfeformen mindert
Lebens-qualität und Teilhabechancen und wird nicht finanzierbar
sein. Die bestehenden Strukturen entsprechen nur ungenügend
modernen Vorstellungen von einem selbstbestimmten Leben behinderter
Menschen. Die Linkspartei.PDS strebt ein Umsteuern an und wird
neue Prioritäten setzen. Dabei stehen die Selbstbe-stimmung
behinderter Menschen, ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
und der Ausgleich behinderungsbedingter Nachteile im Mittelpunkt.
Diesen Weg wollen wir im Dialog mit den betroffenen Menschen
und ihren Organisationen gehen. Wir wollen trägerübergreifende
Budgets sowie Modelle eines Teilhabe-geldes erproben. Zur Herstellung
und Sicherung einer barrierefreien Umwelt sollen das Stadtumbauprogramm
Ost, das Dorferneuerungsprogramm sowie alle Infrastrukturmaßnahmen
entsprechend gestaltet werden.
Sozialpolitik ist ohne Geld nicht zu haben. Aber
dadurch werden Menschen wieder zu Selbsthilfe und Engagement
ermutigt. Das ist
ein Gewinn für alle. Sozialpolitik sichert und schafft Arbeitsplätze.
Die Linkspartei.PDS wählen!
Die Linkspartei.PDS ist eine Partei, die rechnen
kann und mit der man rechnen kann. Sie hat Augen und Ohren
für die Menschen,
die in diesem Land leben und für ihre Sorgen und Nöte
ebenso wie für ihre Wünsche und Hoffnungen. Sie achtet
Engagement und will es bestärken. Und: Die Linkspartei.PDS
ist nicht beratungs-resistent. Wir wollen unser politisches Angebot
nicht nur in der Landespolitik umsetzen, sondern auch weiter
entwickeln. Das gilt auf jeden Fall, gleich ob die PDS nach der
Landtagswahl wieder in der Opposition sein wird oder ob wir einen
Partner oder eine Partnerin für eine mögliche Regierungsbildung
finden. Unser Anspruch ist ein Richtungswechsel in der Politik.
Dafür machen wir Vorschläge und dafür werben wir
um Ihre Stimme. Darum treten wir auch mit einem Ministerpräsidentenkandidaten,
Wulf Gallert, an und mit einer Gruppe von Fachleuten, die nachweisen,
dass sie das, was wir vorschlagen, auch umsetzen können
und die am Zustandekommen unseres politischen Programms großen
Anteil haben. Es gehört zum Grundverständnis unserer
Politik, dass wir Vereine, Verbände aus Wirtschaft, Kultur
und sozialer Arbeit genauso einladen, mit uns gemeinsam nach
den besten Lösungswegen für dieses Land suchen, wie
wir mit Gewerkschaften gern zusammenarbeiten. Der Volksentscheid
zur Kinderbetreuung in Sachsen-Anhalt hat uns dafür gute
Erfahrungen gebracht.
Nur eines bleibt unumstößlich: wir wollen uns nicht
abfinden mit dem derzeitigen Zustand und sozial muss es zugehen.
Wir wollen Menschen bestärken und ihnen die Möglichkeit
geben ihre Angelegenheiten auch in die eigenen Hände zu
nehmen.
Liebe Wählerinnen und Wähler, nach der Bundestagswahl
hat sich das politische Kräfteverhältnis in dieser
Bundesrepublik verändert. Die Politik des Sozialabbaus von
Rot-Grün ist abgewählt worden, das konservative Lager
hat keine Mehrheiten erringen können. Die Linkspartei.PDS
ist nicht nur im Osten mit dem stärksten Ergebnis in ihrer
Geschichte gewählt worden, sie ist auch in mehreren Altbundes-ländern
mit deutlich über 5 % der Stimmen gewählt worden. Mit
dem Zusammen-gehen von WASG und PDS ist die Chance gegeben den
Teufelskreis des politischen und gesellschaftlichen Stillstandes
und des ständigen Sozialabbaus zu durchbrechen. Dass es
links von der SPD noch eine klare politische Alternative gibt,
wird zur Normalität in diesem Land werden, wie das in Europa
fast überall seit Jahren oder Jahrzehnten der Fall ist.
Die Linkspartei.PDS wird die Debatte um andere gesellschaftliche
Lösungen, als sie die große Koalition des Sozialabbaus
seit Jahren predigt, in der Öffentlichkeit endlich in Gang
bringen. Sie ist zugleich ein Garant dafür, dass der Osten
nicht wie üblich nach der Wahl abgeschrieben wird. Wir bleiben
unseren Überzeugungen treu, die wir uns in den letzten Jahren
parlamentarischer und außerparlamentarischer Arbeit erarbeitet
haben. Dafür stehen Personen, die Sie aus der politischen
Arbeit im Land schon lange kennen ebenso, wie solche die neu
zu uns gekommen sind.
Es gibt also allen Grund uns zu vertrauen und uns Ihre Stimme
zu geben für eine starke linke Politik in Regierung oder
Opposition.
Darum wählen Sie DIE LINKE!
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