Moderne linke Sozialpolitik ist ein Gewinn
Moderne linke
Sozialpolitik ist ein Gewinn für alle, wenn
es ihr gelingt, einen belastbaren sozialen Zusammenhalt in der
modernisierten Gesellschaft zu schmieden. Sie erfordert, die Balance
zu wahren zwischen armutsfesten Formen von Grundsicherungen und
dem Anspruch, nachbarschaftliches und gemeinschaftliches Engagement
genauso wie die Verantwortung für das eigene Leben herauszufordern.
Das sichert allen eine gleichberechtigte Teilhabe an den kulturellen
und sozialen Angeboten der Gesellschaft.
Die vermeintlichen
Sozialreformen der letzten 15 Jahre haben vor allem Kranken,
Familien mit geringem Einkommen
und Menschen mit
Behinderungen hohe finanzielle Belastungen beschert. Die Schere
zwischen arm und reich klafft weiter auseinander als je zuvor.
Der soziale Kitt der Gesellschaft – nachbarschaftliches Interesse
und Gemeinschaft – bröckelt. Resignation, Intoleranz
und Gewalt nehmen zu. Die politische Kultur des Landes ist bedroht.
Die Linkspartei.PDS setzt darauf,
- Menschen zu selbst bestimmtem Handeln herauszufordern,
- soziale
Ungleichheit und Diskriminierung zurückzudrängen
und stattdessen
- für
einen Ausgleich zu sorgen zwischen Armut und Reichtum,
- lebenspraktische
Hilfe zur Selbsthilfe zu ermöglichen,
- Angebote
und Strukturen effizient und wirtschaftlich auszugestalten
und
- Raum und
Bedingungen für ehrenamtliches Engagement und Selbsthilfe
zu schaffen,
- die politische
Handlungsfähigkeit der Kommune zu stärken.
Die Linkspartei.PDS in Sachsen-Anhalt steht in der Verantwortung,
die politische Initiative zu ergreifen. Dazu legen
wir unser Angebot vor und bringen uns ein in eine öffentliche Diskussion um
die künftige Sozialpolitik in Sachsen-Anhalt. Magdeburg,
16. März 2006
Birke Bull
stellv. Fraktionsvorsitzende
im Kompetenzteam der Linkspartei.PDS verantw. für Sozialpolitik
Anlage:
Sachsen-Anhalt - Sozialpolitische Fakten, Zusammenhänge
und Perspektiven Die
Diagnose für Sachsen-Anhalt wird derzeit – auch
infolge des Wahlkampfs – durchweg geschönt. Zu den spezifisch
sachsen-anhaltinischen Wahrheiten gehören (neben den Nachrichten
vom Erfolg) auch diese Fakten:
Land |
Sozialgeld
unter 15
Jahre
|
Arbeitslosengeld
15
bis 65 Jahr
|
SGBII-Bezug
0 bis
65 Jahre
|
Berlin |
29,9% |
15,9% |
18,1% |
Brandenburg |
20,3% |
13,4% |
14,6% |
Mecklenburg-Vorpommern |
26,3% |
16,4% |
18,0% |
Sachsen |
22,4% |
13,6% |
15,0% |
Sachsen-Anhalt |
26,7% |
16,0% |
17,6% |
- Sachsen-Anhalt
besetzt die „Spitze“ bei SozialgeldbezieherInnen
in den neuen Ländern, ebenso bei Kindern und Jugendlichen,
die mindestens nahe der Armutsgrenze leben.
- Sachsen-Anhalt
weist mit 9 % die höchste
Schulabbrecherquote bundesweit aus, und zwar mit Abstand.
- Sachsen-Anhalt
hat den niedrigsten Anteil von Kindern und Jugendlichen, die
in integrativen schulischen Angeboten lernen, also nicht in
der Sonderschule: 2,7 % in Sachsen-Anhalt, 12,7 % bundesweit.
Die Linkspartei.PDS tritt ein für den Umbau des Sozialstaates.
Das Land braucht mehr Sozialinvestitionen, die vorbeugen, und deutlich
mehr Bildungsinvestitionen. Es geht darum, Armut zu verhindern
und Armut in ernst zu nehmendem Maße zu kompensieren.
Die Linkspartei.PDS will vorsorgende Gesellschaftspolitik statt
nachsorgender Sozialpolitik.
Schwerpunkte
für die kommende Legislaturperiode:
- Es
geht um deutlich mehr Bildungsbeteiligung für Kinder
und Jugendliche einer Generation.
Bildungsbeteiligung muss erhöht werden, vor allem für
Kinder aus sozial problematischeren Verhältnissen - Bildung
macht stark gegen Armut und Benachteiligung, daher sind die Bildungschancen
zu verbessern. Schwerpunkte sind:
· Wiedereinführung des Rechts auf Ganztagsbetreuung
in der Kita
· längeres gemeinsames Lernen
· Wiederauflage des Programms zur Schulsozialarbeit (Kosten
für das Land: 2 Mio. €)
· wesentlich stärkere integrative Bildung (Eine Zahl,
die den Zusammenhang von sozialer Herkunft und Bildung am dramatischsten
illustriert: ca. 90% der SchülerInnen mit Lernbehinderungen
kommen aus sozial schwachen Familien, hier ist Bildungsarmut vorprogrammiert.)
· Förderung von SchülerInnen in
schwierigen Lebenssituationen
· Entlastung von Familien in besonders schwierigen
Lebenssituationen von Kosten, die mit Schulbesuch verbunden sind
- Es geht um
die Sicherung der sozialpolitischen Infrastruktur in Sachsen-Anhalt.
Das Land fördert eine Reihe von Beratungsstellen und –angeboten
für Familien in sozialen Not- bzw. Konfliktlagen (2002: ca.
8,6 Mio. €, 2005 ca. 8,3 Mio. € bei steigendem Bedarf,
z.B. bei der Schuldnerberatung, hier gibt im Jahr 2005 im Vergleich
zum Vorjahr einen Anstieg der privaten Insolvenzen um 67 %). Problematisch
sind hierbei die jährliche Änderung der Fördermodalitäten
sowie unterschiedliche Zuständigkeiten.
Die Linkspartei.PDS sieht die Alternative in der
Bündelung
der Förderprogramme. Die Fördermittel sollen zweckgebunden
in die Zuständigkeit der Kommunen übertragen werden.
Das zeitigt u.a. folgende Effekte:
· Förderung näher am Bedarf
· Bürokratieabbau
· Ermöglichung von Synergieeffekte
· Beratung aus einer Hand
- Es
geht um die Neuordnung der Familienförderung.
Familienpolitik ist am effektivsten vor Ort, in
der Kommune. Deshalb will die Linkspartei.PDS die Mittel aus
Förderprogrammen für
Familien (Familienerholungsmaßnahmen) bündeln sowie
die Möglichkeiten der familienfördernden Maßnahmen
erweitern und Fördermittel zweckgebunden an die Kommune geben.
Es geht hier um ca. 1 Mio. € in der Summe zzgl. 1,5 Mio. € aus
Rückflüssen der Unterhaltszahlungen nach UVG.
- Es geht um
die Vision von eines barrierefreien Landes Sachsen-Anhalt
Menschen mit Behinderungen brauchen und wollen
die Möglichkeit
geben, sich einzubringen.
Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderungen
sind neu zu ordnen:
· derzeit über 400 Mio. € (gewichtiger
Haushaltsposten)
· Prinzip muss sein: Menschen sollen und wollen so lange
wie möglich im eigenen sozialen Umfeld leben (zur Illustration:
auf einen Euro für ambulante Hilfen kommen derzeit 55 € stationäre
bzw. teilstationäre Hilfe)
Wir brauchen zudem ein neues Bild vom Alter. Dazu
gehören
aktive SeniorInnenvertretungen, die mehr Mitbestimmung im Land und in den Kommunen fordern und erhalten.
Die Linkspartei.PDS will soziale Gerechtigkeit
für Menschen
mit Behinderungen, für Menschen mit geringeren Erwerbschancen
oder Einkommen, für sozial Benachteiligte, für ältere
Menschen.
|