PDS bekräftigt
Kritik an Ehrung von Naziverbrechern auf dem Gertraudenfriedhof
in Halle
Zur Veröffentlichung
der Mitteldeutschen Zeitung: Unterm Mühlstein der Geschichte
(MZ vom 9. 12. 2004) erklären der innenpolitische Sprecher
der PDS-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt, Matthias Gärtner,
und der Vorsitzende der PDS Halle, Frank Baier:
"Die
PDS bekräftigt ihre Kritik an der Ehrung von Naziverbrechern
auf dem Gertraudenfriedhof in Halle. Unbestreitbar befinden sich
unter den dort geehrten Personen Naziverbrecher, wie auch die
Mitteldeutsche Zeitung in den Fällen Wilhelm Biermann und
Arno Brake, die wegen der Erschießung von fliehenden ausländischen
KZ-Häftlingen verurteilt wurden, feststellt.
Die durch
Brake und Biermann erfolgte Erschießung der beiden ausländischen
KZ-Häftlinge stand in engem Zusammenhang mit dem Todesmarsch
von KZ-Häftlingen im Raum Gardelegen. In dem gleichen Zusammenhang
stand auch das brutale Massaker in einer Feldscheune in Isenschnibbe/Gardelegen,
bei der über 1000 KZ-Häftlinge ermordet wurden. Brake
und Biermann wurden von der amerikanischen Armee auch in diesem
Zusammenhang verhaftet. Beide Personen waren übrigens langjährige
Anhänger des NS-Regimes. Arno Brake war seit 1933 und Wilhelm
Biermann seit 1937 Mitglied der NSDAP und der SA.
Aus den Torgauer
Gefängnisakten im Bundesarchiv geht ebenso wie aus Schreiben
der Militärhauptstaatsanwaltschaft der Russischen Förderation
an die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland über die
Rehabilitierungsanträge zu Brake und Biermann hervor, dass
beide zu je 10 Jahren Haft wegen unmittelbarer Teilnahme an der
Verhaftung und Erschießung geflüchteter ausländischer
Häftlinge in Gardelegen verurteilt wurden. Aus diesen Akten
geht weder die Beteiligung von Brake und Biermann an dem Massaker
in der Isenschnibber Feldscheune als Grund der Verurteilung noch
eine Verurteilung beider zu je 25 Jahren Zwangsarbeit durch die
sowjetische Besatzungsmacht, wie die Mitteldeutsche Zeitung behauptet,
hervor. Wegen der Erschießung von KZ-Häftlingen sind
die Naziverbrecher Brake und Biermann durch die russische Förderation
folgerichtig auch nicht rehabilitiert worden.
Der Streit um die Torgauer Urnen, unter denen sich neben Brake
und Biermann nicht wenige andere Nazitäter befinden, hat
eine seiner Ursachen auch darin, dass sich die Initiatoren nicht
vor dem Anlegen der Gedenkstätte um Aufklärung der Identität
der Toten bemüht haben. Nachdem es der Mitteldeutschen Zeitung
offenbar mühelos gelungen ist, Angehörige von Brake
und Biermann ausfindig zu machen, erscheinen auch bisherige Aussagen,
dass von den 117 auf dem Gertraudenfriedhof Bestatteten keine
Angehörigen ermittelbar waren, in einem anderen Licht.
Die PDS-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt hat vor einiger Zeit Historiker
mit entsprechender Akteneinsicht beauftragt und wird diesbezügliche
Erkenntnisse über die Torgauer Urnen veröffentlichen."
Magdeburg/Halle,
den 10. Dezember 2004
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